Befreiung vom Rundfunkbeitrag - Voraussetzungen, Antragsverfahren und Mahnsperren

Datum der Veröffentlichung: 24. August 2024

Der Ratgeber auf einen Blick



  • Befreiung für Sozialleistungsempfänger, Menschen mit Behinderung (Merkzeichen "RF"), Pflegeheimbewohner
  • Antrag: Online oder per Post, benötigte Unterlagen beifügen
  • Antrag rechtzeitig stellen, teils rückwirkend möglich
  • Mahnsperre während Antragsbearbeitung aktiv
  • Widerspruch innerhalb eines Monats bei Ablehnung

Voraussetzungen für die Befreiung vom Rundfunkbeitrag


Nicht jeder Haushalt ist automatisch zur Zahlung des Rundfunkbeitrags verpflichtet. Es gibt bestimmte Personengruppen, die sich von dieser Verpflichtung befreien lassen können. Die wichtigsten Voraussetzungen sind:


  • Empfänger von Sozialleistungen: Personen, die bestimmte Sozialleistungen erhalten, können sich von der Rundfunkbeitragspflicht befreien lassen. Dazu gehören Empfänger von Arbeitslosengeld II (Hartz IV), Sozialhilfe, Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung, Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, BAföG (unter bestimmten Bedingungen), Berufsausbildungsbeihilfe oder Ausbildungsgeld.
  • Menschen mit Behinderung: Schwerbehinderte Menschen, die in ihrem Schwerbehindertenausweis das Merkzeichen "RF" eingetragen haben, können ebenfalls eine Befreiung vom Rundfunkbeitrag beantragen.
  • Pflegeheimbewohner: Wer dauerhaft in einer Pflegeeinrichtung lebt und dort keine Rundfunkempfangsgeräte nutzt, kann eine Befreiung beantragen.
  • Empfänger von Blindenhilfe: Personen, die Blindenhilfe nach § 72 SGB XII erhalten, können sich ebenfalls befreien lassen.


Es ist wichtig zu beachten, dass eine Befreiung nur unter den genannten Voraussetzungen möglich ist. Die bloße Nichtnutzung von Rundfunkangeboten stellt keinen Grund für eine Befreiung dar.



Antragsverfahren zur Befreiung vom Rundfunkbeitrag


Wenn du glaubst, dass du die Voraussetzungen für eine Befreiung erfüllst, musst du einen Antrag stellen. Der Rundfunkbeitrag wird nicht automatisch erlassen, auch wenn du Anspruch auf eine Befreiung hast. Das Antragsverfahren läuft wie folgt ab:


  1. Antragstellung: Den Antrag auf Befreiung vom Rundfunkbeitrag kannst du online über die Webseite des Rundfunkbeitragsservices (https://www.rundfunkbeitrag.de) stellen oder das entsprechende Formular per Post anfordern und ausgefüllt einsenden.
  2. Notwendige Unterlagen: Dem Antrag müssen Nachweise beigefügt werden, die deine Befreiungsgründe belegen. Dazu gehören z.B. der aktuelle Bewilligungsbescheid über den Bezug von Sozialleistungen, der Schwerbehindertenausweis mit dem Merkzeichen "RF" oder eine Bestätigung der Pflegeeinrichtung.
  3. Frist für die Antragstellung: Der Antrag auf Befreiung muss grundsätzlich für den Zeitraum gestellt werden, in dem die Voraussetzungen für die Befreiung vorliegen. Eine rückwirkende Befreiung ist nur unter bestimmten Bedingungen möglich, in der Regel jedoch nicht länger als drei Jahre rückwirkend.
  4. Bearbeitungszeit: Nach Eingang des Antrags wird dieser vom Rundfunkbeitragsservice geprüft. Die Bearbeitungszeit kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
  5. Bescheid über die Befreiung: Wenn dein Antrag bewilligt wird, erhältst du einen Bescheid über die Befreiung vom Rundfunkbeitrag. Dieser Bescheid gilt in der Regel für die Dauer der Sozialleistung bzw. bis zum Ablauf der Bescheinigung des Schwerbehindertenausweises. Anschließend muss ein neuer Antrag gestellt werden, falls die Voraussetzungen weiterhin vorliegen.


Passende Mustervorlage


Mit unserem Muster-Einspruch gegen eine unrechtmäßige Rundfunkbeitragsforderung kannst Du Dich direkt an die Rundfunkanstalt wenden.

Mahnsperren und was du bei Mahnungen beachten solltest


Wenn du den Rundfunkbeitrag nicht zahlst, ohne eine gültige Befreiung zu haben, kann es zu Mahnungen und Zwangsvollstreckungen kommen. Es ist daher wichtig, das Antragsverfahren rechtzeitig einzuleiten, um Mahnungen zu vermeiden.


  • Mahnsperre während der Antragsbearbeitung: Sobald du einen Antrag auf Befreiung eingereicht hast, tritt in der Regel eine Mahnsperre in Kraft. Das bedeutet, dass du während der Bearbeitung deines Antrags keine Mahnungen oder Vollstreckungsmaßnahmen befürchten musst. Dies gilt jedoch nur, wenn der Antrag vollständig ist und alle erforderlichen Unterlagen eingereicht wurden.
  • Was tun bei einer Mahnung? Sollte trotz eingereichtem Antrag eine Mahnung eintreffen, solltest du umgehend Kontakt mit dem Rundfunkbeitragsservice aufnehmen und auf die eingereichte Befreiung hinweisen. In vielen Fällen handelt es sich um eine Überschneidung, die schnell geklärt werden kann.
  • Widerspruch gegen Mahnungen: Wenn dein Antrag abgelehnt wurde und du dennoch der Meinung bist, dass du Anspruch auf eine Befreiung hast, kannst du gegen die Entscheidung Widerspruch einlegen. Der Widerspruch muss schriftlich innerhalb eines Monats nach Erhalt des Bescheids eingereicht werden.


Aktuelle Themen

11. April 2025
CDU, CSU und SPD haben sich auf einen ambitionierten Kurs verständigt: Der Koalitionsvertrag 2025 setzt klare Prioritäten – wirtschaftliche Erneuerung, technologieoffener Klimaschutz, eine modernisierte Bundeswehr, ein digitaler Staat und gezielte Entlastungen für Familien, Arbeitnehmende und Rentner. Neben einer neuen Gründerfreundlichkeit und einem massiven Ausbau der Energie- und Wasserstoffinfrastruktur verspricht das Bündnis auch Fortschritte bei der Wohnraumschaffung, der Rentensicherheit, dem Bürokratieabbau und der frühkindlichen Bildung. Der Sozialstaat wird reformiert, Asylverfahren beschleunigt, und die Verwaltungsmodernisierung auf allen Ebenen angepackt. Zugleich bleibt die Handschrift einer stabilitätsorientierten Haushaltspolitik mit Schuldenbremse erkennbar. Verbraucher können sich auf verbesserte Verbraucherrechte im digitalen Raum, fairere Steuersätze und mehr Transparenz bei Lebensmitteln und Dienstleistungen einstellen. Die größten Investitionen werden in Verteidigung, Klima, Infrastruktur und Bildung fließen – vergleichsweise gering bleibt der Aufwand bei Justiz, Kultur und Ehrenamt. Wer alle Inhalte im Detail, aber in leicht verständlicher Sprache nachlesen möchte, findet unsere vollständige Zusammenfassung zum Download hier:
7. April 2025
In Deutschland sind zahlreiche Studiengänge, insbesondere im Bereich der Medizin, durch einen Numerus Clausus (NC) zulassungsbeschränkt. Dies führt dazu, dass viele Bewerber trotz Hochschulreife keinen Studienplatz erhalten. Einige von ihnen entscheiden sich daher, ihren Studienplatz auf dem Rechtsweg einzuklagen. Solche Studienplatzklagen haben in der Vergangenheit sowohl Erfolge als auch Misserfolge verzeichnet. Grundlagen der Studienplatzklage Eine Studienplatzklage basiert auf der Annahme, dass Hochschulen ihre Ausbildungskapazitäten nicht vollständig ausschöpfen und somit zusätzliche Studienplätze verfügbar sind. Durch eine sogenannte Kapazitätsklage wird geprüft, ob die Universität tatsächlich alle verfügbaren Plätze vergeben hat. Ist dies nicht der Fall, kann das Verwaltungsgericht die Hochschule verpflichten, weitere Bewerber zuzulassen. Aktuelle Fallbeispiele erfolgreicher Studienplatzklagen In den letzten Jahren gab es mehrere bemerkenswerte Fälle, in denen Studienplatzklagen erfolgreich waren: Medizinische Hochschule Hannover (MHH) : Im Jahr 2020 wurde ein Student im sechsten Fachsemester Humanmedizin an der MHH durch eine erfolgreiche Studienplatzklage zugelassen. Das Verwaltungsgericht Hannover stellte fest, dass die Universität ihre Aufnahmekapazität falsch berechnet hatte, wodurch zusätzliche Studienplätze verfügbar wurden. Quelle Universität Jena : Zum Wintersemester 2020/2021 einigte sich die Universität Jena in einem gerichtlichen Vergleich darauf, acht weitere Studienbewerber im ersten Fachsemester Medizin aufzunehmen. Dies geschah, nachdem festgestellt wurde, dass die Universität ihre Kapazitäten nicht vollständig ausgeschöpft hatte. Quelle Universität des Saarlandes : Ebenfalls im Wintersemester 2020/2021 verpflichtete sich die Universität des Saarlandes, vier zuvor abgelehnte Studienbewerber im fünften Fachsemester Medizin (klinischer Abschnitt) aufzunehmen. Diese Einigung resultierte aus einer erfolgreichen Studienplatzklage. Quelle Bedeutung der Kapazitätsberechnung Diese Fälle unterstreichen die Bedeutung einer korrekten Kapazitätsberechnung durch die Hochschulen. Fehlerhafte Berechnungen können dazu führen, dass Studienplätze ungenutzt bleiben, obwohl eine hohe Nachfrage besteht. Studienplatzklagen dienen in solchen Fällen dazu, die tatsächlichen Kapazitäten offenzulegen und sicherzustellen, dass alle verfügbaren Studienplätze vergeben werden. Unser Fazit Die Studienplatzklage bleibt ein wichtiges Instrument für Bewerber, die trotz formaler Qualifikation keinen Studienplatz erhalten haben. Erfolgreiche Klagen zeigen, dass Hochschulen ihre Kapazitäten nicht immer vollständig ausschöpfen und dass der Rechtsweg eine Möglichkeit bietet, dennoch einen Studienplatz zu erlangen. Bewerber sollten jedoch beachten, dass solche Verfahren komplex sind und eine sorgfältige rechtliche Beratung erfordern.
7. April 2025
In den letzten Jahren haben mehrere Gerichtsentscheidungen die Rechte von Verkehrsteilnehmern im Zusammenhang mit Geschwindigkeitsmessungen gestärkt. Zentral dabei ist die Frage, ob und inwieweit Betroffene Zugang zu den vollständigen Messdaten erhalten müssen, um die Genauigkeit der erhobenen Geschwindigkeitswerte überprüfen zu können.​ Hintergrund: Standardisierte Messverfahren und ihre Beweisführung Bei Geschwindigkeitskontrollen kommen häufig sogenannte standardisierte Messverfahren zum Einsatz. Diese zeichnen sich durch normierte Abläufe und zugelassene Messgeräte aus, bei denen unter gleichen Bedingungen gleiche Ergebnisse erwartet werden. Gerichte gehen in solchen Fällen oft von der Richtigkeit der Messergebnisse aus, sofern keine konkreten Anhaltspunkte für Messfehler vorliegen. Für Betroffene bedeutet dies, dass sie im Falle eines Einspruchs gegen einen Bußgeldbescheid darlegen müssen, warum die Messung fehlerhaft sein könnte. Hierfür ist der Zugang zu den vollständigen Messdaten essenziell. Recht auf Einsicht in Messdaten Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat in einem Beschluss vom 12. November 2020 betont, dass Betroffene in Ordnungswidrigkeitenverfahren grundsätzlich ein Recht auf Zugang zu den bei der Bußgeldbehörde vorhandenen, aber nicht zur Akte genommenen Informationen haben. Dies umfasst insbesondere die Rohmessdaten der Geschwindigkeitsmessung. Das Gericht führte aus, dass das Recht auf ein faires Verfahren es erfordert, dem Betroffenen die Möglichkeit zu geben, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe umfassend zu überprüfen. Ohne Zugang zu den vollständigen Messdaten sei eine effektive Verteidigung kaum möglich. Weitere gerichtliche Entscheidungen Auch andere Gerichte haben sich mit der Thematik befasst:​ Verfassungsgerichtshof Baden-Württemberg : In einem Urteil vom Januar 2023 entschied der Verfassungsgerichtshof Baden-Württemberg, dass Betroffenen Zugang zu den Wartungs- und Reparaturunterlagen des verwendeten Messgeräts gewährt werden muss. Die Verweigerung dieser Einsicht stelle einen Verstoß gegen den Grundsatz des fairen Verfahrens dar. ​ Amtsgericht Koblenz : Das Amtsgericht Koblenz entschied, dass Betroffene das Recht haben, bestimmte Messdaten und -unterlagen einzusehen, um eine ordnungsgemäße Verteidigung sicherzustellen. Dies basiert auf dem Grundsatz des fairen Verfahrens, der sowohl im Strafprozessrecht als auch im Bußgeldrecht gilt. Bedeutung für Betroffene Diese Entscheidungen unterstreichen die Bedeutung der Transparenz bei Geschwindigkeitsmessungen. Für Betroffene bedeutet dies, dass sie im Falle eines Bußgeldverfahrens das Recht haben, die vollständigen Messdaten einzusehen, um die Messung auf mögliche Fehler überprüfen zu können. Dies stärkt die Verteidigungsrechte und trägt zu einem fairen Verfahren bei.​ Unser Fazit Die aktuelle Rechtsprechung betont die Notwendigkeit der Transparenz und des Zugangs zu vollständigen Messdaten bei Geschwindigkeitskontrollen. Betroffene sollten sich dieser Rechte bewusst sein und im Falle von Zweifeln an der Messgenauigkeit entsprechende Einsicht in die Messunterlagen verlangen.